Egoismus. Raffgier. Selbstbedienungsmenalität. Gehälter von Topverdienern sorgen mit großer Zuverlässigkeit für öffentliche Adrenalinausschüttungen. Grundeinkommmen in Millionenhöhe, dazu Antrittszahlungen, Gewinnbeteiligungen, Boni und großzügige Abfindungen – an den vermeintlichen Gehaltsexzessen entzündet sich der Zorn der Bürger und Mitarbeiter, die selbst mit jahrzehntelanger Arbeit nur den Bruchteil dieser Summen verdienen.
Das hat jetzt politische Folgen: Die EU hat beschlossen, die umstrittenen Banker-Boni zu begrenzen. Die Schweiz hat per Volksentscheid die Lohnzahlungen für Manager in die Hand der Aktionäre gelegt. In Deutschland wird eine gesetzliche Deckelung von Managergehältern diskutiert. Aber ist das nötig? Haben wir bei den Einkommensvorstellungen wirklich die Bodenhaftung verloren? Werden Löhne mit den genannten Maßnahmen tatsächlich gerechter? Die Diskussion zeigt vor allem eins: Es fehlt an geeigneten Maßstäben, um zu beurteilen, ob ein Lohn gerecht ist oder nicht.
Die Unternehmen rechtfertigen die hohen Zuwendungen vor allem ökonomisch. Sie seien marktkonform und durch die erwirtschafteten Gewinne verdient. Daran ist zunächst nichts auszusetzen. Tatsächlich tragen Manager sehr viel mehr zum Erfolg eines Unternehmens bei als einzelne Mitarbeiter. Zwar sind sie kaum an der eigentlichen Wertschöpfung beteiligt. Die resultiert aus der Arbeit und dem Wissen derjenigen, die ein Produkt herstellen oder eine Dienstleistung erbringen. Aber Manager schaffen die Voraussetzungen, dass sich Arbeit und Wissen überhaupt bezahlt machen können. Sie entscheiden über die Strategie, die Produktpalette und die Märkte, auf denen man agiert – und leisten damit einen Beitrag zur Wertsteigerung eines Unternehmens.