Dass Kollegen zu Konkurrenten um die Karriere werden, kommt vor. Immer wenn eine höhere Position intern besetzt werden soll, entsteht Wettbewerb. Die Kandidaten, die vielleicht vorher noch zusammengearbeitet haben, die sich vielleicht mögen und eventuell sogar befreundet sind, geraten damit in eine Situation, in der einer dem anderen den Job wegschnappt. Einer gewinnt, einer verliert. Für die Konkurrenten ist das oft belastend. Ist es fair, die beiden gegeneinander auszuspielen? Wäre es besser, der Personalchef hätte entschieden? Aus ethischer Sicht ist gegen Wettbewerb zunächst einmal nichts zu sagen, egal, wer dabei aufeinandertrifft. Es kommt nur darauf an, wie die Beteiligten den Wettbewerb untereinander gestalten. Grundsätzlich haben sie zwei Möglichkeiten: Sie können Gegner sein oder Feinde. Allein in dieser Unterscheidung liegt die ethische Komponente.
Denn wenn Wettbewerb über Feindschaft definiert wird, geht es darum, jemandem Schaden zufügen zu wollen. In der Feindschaft besteht immer die Gefahr, dass sie in Hass umschlägt, wenn es eng wird. Gegen den Feind verlieren – unerträglich. Wer hasst, will den anderen eliminieren, selbst auf die Gefahr hin, sich selbst zu schaden oder gar zu vernichten. Ein zwanghafter, destruktiver Kampf. Gegnerschaft ist anders: Hier geht es nicht darum, jemandem zu schaden, sondern darum, zu gewinnen. Diesen feinen Unterscheid lernen schon Kinder, wenn sie im Spiel merken, dass jemand anderes auch mal gewinnen kann und trotzdem kein Feind ist. Im Spiel lernen sie, dass Verlieren sie nicht umbringt und dass sie beim nächsten Mal wieder gewinnen können, wenn sie es noch mal versuchen.