„Hallo, ich bin Thomas und ich bin Rechtsanwalt.“ Mehr Zeit für eine Vorstellung nimmt sich der junge Mann hinter dem Rednertisch nicht. Er nippt kurz an seinem Papp-Kaffeebecher und steigt sofort in den Vortrag ein: „Recht für Webseitenbetreiber“ - ein etwas trockenes Thema.
Doch der Referent, bekleidet mit olivgrünen Shorts und einem schwarzen T-Shirt, trägt es so locker vor, als erzähle er von der vergangenen Party. Er spricht ohne Mikrofon, duzt die Zuhörer, verzichtet auf Powerpoint-Präsentation und Manuskript; nur ab und zu spinkst er auf einen kleinen Zettel, der vor ihm liegt.
Kurzum: Alles wirkt ein wenig improvisiert. Aber das ist auch kein Wunder, schließlich hat der junge Mann erst vor ein paar Stunden erfahren, dass er diesen Vortrag halten wird. Denn er ist Referent bei einem so genannten Camp, einer neuen Art von Konferenz, die immer mehr Anhänger findet.
Die Anhänger des innovativen Formats wollen nicht weniger, als mit all den Mängeln klassischer Konferenzen aufräumen: Referenten, die das Publikum überlang mit Werbepräsentationen quälen. Folienschlachten, die am Ende keine Zeit mehr für Fragen aus dem Publikum lassen. Großzügige Teilnahmebeiträge für dürftige Inhalte - all das soll es bei Camps nicht geben.
„Die Leute sind der Einweg-Kommunikation müde“, sagt Franz Patzig, Veranstalter des zweiten Kölner BarCamps, das Ende August 2007 stattfand und bei dem sich obige Szene abgespielt hat. Die Tagung, auf der Themen rund um das Internet behandelt wurden, war innerhalb von acht Stunden ausgebucht - für den Organisator ein Beweis dafür, dass das Format attraktiv ist. Patzig: „Bei uns finden die guten Gespräche eben nicht nur auf dem Flur statt.“
Extras:- Regeln für die Konferenz ohne Regeln: Die fünf Grundsätze eines Camps.
- Linktipps: Vier Webseiten, u.a. mit Berichten vom zweiten BarCamp in Köln und Hinweisen auf die nächsten BarCamp-Events.