Eigentlich verfolgt die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) eine Politik der leisen Töne. Doch aus Angst vor 'Stellenabbau-Aktionismus' in der Rezession hat die Gesellschaft nun ungewohnt deutlich Stellung bezogen. In einem öffentlichen Memorandum, das auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und Arbeitsminister Olaf Scholz zugestellt wurde, mahnt die DGFP zu einer 'verantwortungsvollen Personalpolitik in der Krise'. Zahlreiche Personalchefs von DGFP-Mitgliedsunternehmen – unter anderem von Audi, BASF, Daimler, Eon, MAN, Siemens und Bosch – unterstützen die Initiative. Zentraler Punkt des Positionspapiers ist die Forderung, Konjunkturschwankungen durch flexibilitätsorientierte Personalinstrumente wie erfolgsabhängige Vergütung oder Kurzarbeit abzufedern, statt Personalabbau zu betreiben. 'Mitarbeiter, die während der konjunkturellen Talfahrt abgebaut werden, fehlen dann, wenn es wieder bergauf geht', erläuterte der Geschäftsführer der DGFP, Professor Gerold Frick, bei der Präsentation des Memorandums Mitte Januar 2009 in Stuttgart. Abgesehen davon gehe der Blick bei Entlassungen häufig zu kurz, ergänzte Daimler-Personalvorstand Günther Fleig, der bei der DGFP den Posten des Vorstandsvorsitzenden innehat. 'Personalabbau mit betriebsbedingten Kündigungen ist sehr teuer und langwierig, schon allein deshalb, weil jeder Einzelne dagegen vor dem Arbeitsgericht klagen kann.' Fleig hat hochgerechnet, dass Kurzarbeit über einen Zeitraum von bis zu einem Jahr in der Regel für die Betriebe kostengünstiger ist als Personalabbau.
Leerlauf für Weiterbildung nutzenAls weitere Option, um auftragsschwache Phasen zu überbrücken, wird im Memorandum die bedarfsgerechte Weiterqualifizierung der Mitarbeiter genannt. Besonders in MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gelte es zu investieren. 'Das sind Investitionen in die zukünftige Investitionskraft unserer Unternehmen', sagte Fleig. Darüber hinaus bekennen sich die Memorandums-Unterzeichner zur betrieblichen Berufsausbildung 'auch und gerade in Krisenzeiten' und zur 'konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmergremien'. Letzterer Grundsatz sei laut Papier vor allem deshalb wichtig, um personalpolitische Instrumente wie die Kurzarbeit jetzt schnell anwendungsorientierter und unbürokratischer zu gestalten. 'Diese Grundsätze sind ein Bekenntnis zur gesellschaftlichen Verantwortung unserer Unternehmen als regionale, nationale und internationale Arbeitgeber. Wir sind sicher, dass wir dadurch einen Beitrag zur Bewältigung der globalen wirtschaftlichen Krise, zur Stärkung der deutschen Volkswirtschaft und zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit leisten können', resümierte Fleig.