Zwei Vorstandsmitglieder eines Unternehmens haben einen Termin bei einem Unternehmensberater. Statt zusammen zum Berater zu fahren, lässt sich jeder im eigenen Auto hinchauffieren. Im Gespräch mit dem Consultant tut jeder so, also wäre nichts, man wahrt die Form. Aber als der eine mal den Raum verlässt, hat der andere nur Schlechtes über seinen Vorstandskollegen zu sagen: Er zieht über den anderen her, mit wenig schönen Worten.
Ein belangloser Vorgang eigentlich – wäre da nicht seine Häufung: „Das erlebe ich öfter“, sagt Dr. Klaus Aden, Geschäftsführer und Mitinhaber von LAB Lachner Aden Beyer & Company, einer Personalberatung in Düsseldorf. Er schätzt, dass es mittlerweile in jeder dritten Geschäftsführung Zoff gibt, der unbearbeitet bleibt.
Das Beispiel wirft ein Schlaglicht auf die Zustände in manchem Betrieb: Menschliche wie unternehmerische Werte geraten unter die Räder, Fairness, Anstand, Partnerschaft, Menschlichkeit und Vertrauen scheinen manchmal nicht hoch im Kurs zu stehen. Beim einen Unternehmen klagen Mitarbeiter über den Intrigensumpf und ständigen Streit, beim nächsten ist Mobbing verbreitet – oder Recht und Gesetz machen am Firmentor Halt, Korruption regiert das Geschäft.
Wie wenig Werte zählen, zeigt sich etwa beim Thema Treue des Arbeitgebers zu seinen Mitarbeitern. In ferner Vergangenheit scheinen die Zeiten zu liegen, als der Chef der deutschen IBM, Walter A. Bösenberg, die Loyalität zwischen Mitarbeitern und Firma pries: „In unserem Unternehmen gibt es keine Entlassungen.“ Gut zwei Jahrzehnte später erinnert sich niemand mehr an das Versprechen - das amerikanische Computerunternehmen meldet Entlassungen wie jedes andere.
Extras:- Studie Managerpanel: Das denken Führungskräfte über das Wertemanagement im eigenen Unternehmen
- Interview: Fredmund Malik über Werte und Verfehlungen im Manager-Alltag
- Service: Kurzrezensionen von fünf Büchern zum Thema Werte sowie Hinweise auf eine Studie und drei Webseiten