Sie sind schon alle verflucht selbstreflektiert, die Mitarbeiter der Aktiv AG, die mich im CBT 'Aktiv Führen' durch die einzelnen Kapitel begleiten. Da hat die junge Frau Weidner Probleme, von ihren älteren Kollegen als Projektverantwortliche ernst genommen zu werden. Frau Bildner, Leiterin der Abteilung Service und Beratung, will ihr helfen und fragt: 'Haben Sie sich schon Gedanken gemacht, woran das liegen könnte?' Und Frau Weidner antwortet: 'Ja, natürlich! ...' Was folgt, ist eine prägnante Darstellung der Situation nebst Analyse. Manch durchschnittliche Führungskraft dürfte da laut aufseufzen: 'Wenn ich meinem Mitarbeiter so eine Frage stelle, antwortet der immer: Nö, wieso?'
Das Schlagwort von der Führungskraft als Coach ist inzwischen derart überstrapaziert, dass man darüber den recht ernüchternden Alltag leicht übersieht: Viele Führungskräfte tun sich bereits mehr als schwer damit, ihre Mitarbeiter zu führen. Schon wird das neue Credo verkündet, diese auch noch in ihrer Kompetenzentwicklung zu fördern. In der Politik kann man sich in solchen Fällen auf die Vokabel 'Absichtserklärung' zurückziehen. Die Macher von 'Aktiv führen' - neben der M2S Deutschland GmbH und der WBS Training AG steuerten die Konzerne Bayer, Kaufhof, Deutsche Bahn, der Sparkassen-Verlag sowie die Telekom inhaltlichen Input bei - mussten sich daher schon einiges einfallen lassen, um den hehren Anspruch auf Alltagstauglichkeit herunter zu brechen.
Herausgekommen ist ein äußerst pragmatisches Produkt, das sowohl Lernprogramm als auch Toolbox ist. Der Nutzer bekommt praktisch nach jeder Lernsequenz Leitfäden, Checklisten, Formulare und Arbeitshilfen an die Hand, die ihn bei der Bewältigung der zuvor beschriebenen Personalentwicklungsaufgaben unterstützen. Eine äußerst komfortabel gestaltete Schnittstelle zum Textverarbeitungsprogramm Word ruft per einfachem Mausklick das entsprechende Dokument auf, das sich direkt ausfüllen oder ausdrucken lässt. Damit das Programm seinen Zweck als tägliches Arbeitsmittel erfüllt, kann der Nutzer per Klick auf den Werkzeugkoffer im Hauptmenü auch direkt auf Glossar, Formulare und erläuternde Hintergrundinformationen zu 13 Weiterbildungs- und Förderungsmaßnahmen zugreifen.
Die vier Hauptkapitel widmen sich den zentralen Fragen: Was verbirgt sich hinter dem Schlagwort strategische Personalentwicklung und was bedeutet das für mich als Führungskraft? Wie lässt sich Lernbedarf ermitteln? Wie vereinbare ich Lernziele? Und wie gestalte ich meine Rolle als Lernbegleiter meiner Mitarbeiter? Inhaltlich greift das Lernprogramm dabei auf vieles zurück, was bereits zahllose Bücher zum Thema Führung ziert. Das magische Dreieck aus Unternehmens-, Kultur- und Personalentwicklung, deren harmonisches Zusammenwirken die Führungskraft beachten muss, findet sich ebenso wie das Modell der situativen Führung von Hersey/Blanchard oder die Grundregeln konsequenter Zielvereinbarung. Das ist nicht neu, aber es ist komprimiert und gut verständlich aufbereitet.
Mit schlichten Tests zur Überprüfung des Lernerfolges hält sich das CBT dagegen sichtlich zurück. Aus guten Gründen: 1. gibt keine per se richtige oder falsche Führung, 2. würden Multiple Choice-Abfragen das Thema Führung holzschnittartig vereinfachen und 3. dürften sich Führungskräfte verkohlt vorkommen, wenn man sie wie unbedarfte Schüler nach ihrem Wissensstand abfragt. Die Autoren haben diese Klippen geschickt umschifft, indem sie mit Tests zur Selbsteinschätzung - beispielsweise zum eigenen Lerntyp oder zum bevorzugten Coaching-Stil - zur Interaktion auffordern.
Fazit: Ihren persönlichen Führungsstil muss jede Führungskraft immer noch selbst finden. In dem CBT findet sie aber zahlreiche Arbeitshilfen, um Führung und Mitarbeiterentwicklung mit dem notwendigen Mindestmaß an Konsequenz zu betreiben.
Aktiv führen
Was positiv auffiel:
zahlreiche, leicht nutzbare Checklisten, Instrumente und Werkzeuge; benutzerfreundliche Schnittstelle zur Textverarbeitung ermöglicht bequemes Ausdrucken und Ausfüllen der Arbeitshilfen; gelungene Mischung aus Lernprogramm und Werkzeugkasten unterstützt Transfer an den Arbeitsplatz
Systemvoraussetzungen:
Pentium PC (133 Mhz) mit 32 MB RAM (64 MB bei Windows NT); VGA Grafikkarte mit mind. 800x600 Pixel Auflösung; Windows 95/98 oder Windows NT; 16-Bit-Soundkarte; 4-fach CD-ROM-Laufwerk; Microsoft Word-Textverarbeitung empfohlen
auch als Intranet-Version erhältlich
Preis Einzelnutzerlizenz: 349,- DM