Coaching-Studie: Zufriedener mit Coach

Braucht Coaching einen Coach? Oder reicht es aus, sich unter Anleitung, will heißen, mit Hilfe schriftlicher Coachingunterlagen selbst zu coachen? Dieser Frage geht die Diplom-Psychologin Martina Offermanns in ihrer an der Universität Osnabrück erstellten Dissertation nach. Nach der Befragung einer Gruppe von acht Führungskräften, die in den Genuss eines klassischen Einzelcoachings gelangt sind, weiteren acht Managern, die es mit angeleitetem Selbstcoaching versucht haben, sowie einer achtköpfigen Kontrollgruppe, lautet die Antwort: jein. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass nicht nur das klassische Einzelcoaching, sondern auch das angeleitete Selbstcoaching positive Effekte erzielen kann. Beide Coachingvarianten können offenbar zur Selbstreflektion und zu neuen Sichtweisen anregen, sie helfen beide erfolgversprechende Handlungsmöglichkeiten zu formulieren und dienen der emotionalen Entlastung.

Überflüssig ist der Coach gleichwohl nicht. Darauf deutet schon der Umstand hin, dass die Mitglieder der Einzelcoaching-Gruppe durchweg zufriedener mit dem Prozess waren als die der Selbstcoaching-Gruppe. Letztere schafften es zwar, neue Sichtweisen zu entwickeln, ihnen fiel es jedoch recht schwer, ohne persönliche Anleitung systemische Wechselwirkungen zu erkennen. Überhaupt beklagten die Selbstcoaches den Mangel an Feedback. Auch war es für sie schwierig, ausreichend Selbstdisziplin an den Tag zu legen und selbstgesetzte Termine einzuhalten. Auch dass sie mit niemandem zum Abschluss des Coaching-Prozesses Vereinbarungen treffen konnten und niemanden hatten, der sie im Hinblick auf den Transfer kontrolliert hätte, empfanden die Selbstcoaches als problematisch. Offermanns leitet aus den Ergebnissen ihrer Studie die Empfehlung ab, Einzel- und angeleitetes Selbstcoaching miteinander zu kombinieren. Die Studie wird voraussichtlich im Frühjahr 2004 im ibidem Verlag, Stuttgart, veröffentlicht.