Über Coaching als hocheffektive Methode zur Persönlichkeitsentwicklung wird zumindest von Fachleuten nicht mehr streitig diskutiert. Ob Coaching, wie die meisten vermuten, aus dem Sport seinen Einzug in die Weiterbildungsaktivitäten von Topführungskräften gefunden hat, ist jedoch umstritten. Der Sportvergleich, selbst wenn er vom Wortursprung nicht richtig wäre, ist allerdings der sozial akzeptierteste. Schließlich brauchen selbst Spitzensportler, mit denen sich Manager ja gerne vergleichen, neben ihren Trainern auch einen persönlichen Coach. Wer kennt sie nicht, die Zitate von Boris Becker, in denen er in seiner unnachahmlichen Art die mentale Stärke zur wichtigsten Siegesvoraussetzung erklärt. Gleichgültig, ob der Sport- oder Kutschervergleich herangezogen wird, nach wie vor hängt dem Coaching offensichtlich ein Makel an. Zur Vorbereitung dieses Artikels wurden wir bei Training Systems von management & training gebeten, herauszufinden, ob einer unserer Kunden bereit wäre, sich zu seinem hoch emotionalen Coaching-Prozess zu outen.
Instinktiv verursachte diese Anfrage bei unseren acht Coaches erhebliches Magendrücken, da sie unisono feststellen, dass 'Coaching der Inbegriff einer vertrauensvollen, diskreten und intensiven Beziehung ist, die Dritte, selbst wenn sie die Geldgeber sind, nichts angehen'.
Wir haben es dennoch versucht. Mit verschiedenen Persönlichkeiten, die von uns gecoacht wurden, haben wir gesprochen und sind dabei auf interessante Symptome und Ablehnungsgründe gestossen.
Deutlich ist jedem Eingeweihten, dass Spitzenleistungen im Topmanagement niemals einer Person allein zuzuschreiben sind. Schon die Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim definierte 1980 den Begriff der Zwei-Personen-Karriere, indem häufig die Ehefrau im Hintergrund, in neueren Zeiten auch der Ehemann, der Top-Führungskraft buchstäblich den Rücken stärkt und ihr das Feedback gibt, das viele Mitarbeiter nicht mehr wagen zu geben.