Steve Kerr, Leiter der berühmten Corporate University von General Electric, will seine Arbeit aufwerten lassen. Seine Forderung: „Nennen wir doch die Position des obersten Lern-Verantwortlichen Chief Education Officer“. Der seinerzeitige Firmenchef Jack Welch lehnt ab. Welch schätzt das Thema Lernen zwar, nur fürchtet er Konfusion, denn zwei CEO soll es auch bei General Electric nicht geben. Der Chief Education Officer trüge dieselbe Job-Abkürzung wie der Chief Executive Officer. Dennoch will Welch seinen Lernverantwortlichen nicht sitzen lassen: „Was halten Sie von der Bezeichnung Chief Learning Officer?“ Kerr willigt ein.
Die Episode hat sich etwa nach diesem Muster um 1995 zugetragen und gilt als die Geburtsstunde des Chief Learning Officer (CLO). In der Folgezeit haben andere Unternehmen den symbolischen Akt von Welch nachvollzogen - und ihr Lernressort neu positioniert.
Die dahinter stehende Einsicht: In der nachindustriellen Wirtschaft sind leistungsfähige, lernende Köpfe knapper als Kapital und Maschinen. „Der Wettbewerb von morgen wird mit überlegenem Wissen gewonnen“, sagt Dr. Karin von Schumann, Unternehmensberaterin aus München.
Und so hat die Deutsche Bank einen CLO, ebenso das IT-Unternehmen Sun Microsystems, Daimler-Chrysler Financial Services, IBM, Deloitte und Accenture. Bei manchen Unternehmen herrscht Aufbruchstimmung - mit der Einführung der neuen Funktion bekommt das Kästchen des umbenannten Leiters Personalentwicklung einen vergoldeten Rand im Organigramm, so scheint es.
Extras:- Leiter PE versus CLO: Die klassische und die neue Interpretation der Rolle des Lernverantwortlichen im Vergleich.
- Umfrageergebnis: Die wichtigsten Aufgaben des CLO.
- Interview: Personalexpertin Prof. Dr. Christiane Hipp über die Zukunft des CLO und seinen Stellenwert im Unternehmen.
- Service: Zwei Linktipps zu Fachartikeln bzw. zu einem Newsletter für und über CLOs sowie der Hinweis auf eine CLO-Tagung.