In der Natur gibt es keine geraden Linien mit Ausnahme deren, die der Mensch selbst gezogen hat. Berechenbar sind nur solche Phänomene, die mit einer gewissen Regelmäßigkeit und Gesetzmäßigkeit in Erscheinung treten. Doch unsere Welt ist im überwiegenden Maße nicht berechenbar. Chaos scheint die Regel und nicht die Ausnahme zu sein. Gleichwohl ist die Natur ungeheuer schöpferisch. Sie existiert gerade durch unzählige, scheinbar chaotische Rückkopplungseffekte und gebiert dadurch eine geniale Kreativität.
Die Chaos-Forschung ist noch eine sehr junge Wissenschaft. Ihre Ursprünge hatte sie in der Wetterforschung, in der Physik und der Biologie. Erst ganz allmählich beginnen wir in das Phänomen Chaos vorzudringen. Selbst mit den leistungsfähigsten Computern ist es momentan nicht möglich, das Chaos in den Griff zu bekommen. Wir sind noch einiges davon entfernt, chaotische Vorgänge zu steuern. Trotzdem gibt es eine Reihe von interessanten Erkenntnissen, die auf den Unternehmensalltag übertragbar sind.
Grundsätzlich sollte langfristigen Vorhersagen mit mehr Skepsis begegnet werden. Wenn man bedenkt, daß es trotz gigantischer Computer, die 400 Mio. Rechenschritte pro Sekunde ausführen, nicht möglich ist, selbst regionale Wettervorhersagen exakt zu bestimmen, dann ist es leicht nachvollziehbar, daß akkurate, langfristige Planungen nicht machbar sind. Geringe Meßfehler zu Beginn können unvorhersehbare Folgen haben. Kleine Störungen in den Anfangsbedingungen können im Laufe der Zeit exponentiell verstärkt werden. Man spricht vom 'Schmetterlingseffekt'. So kann (zumindest theoretisch) der Flügelschlag eines Schmetterlings am Amazonas zu einem Orkan in Europa führen…