'Ich bin halt Techniker', erklärt der 36-Jährige sein schwaches Abschneiden in einem Assessment-Center und äußert damit versteckt Kritik an der rhetorischen und persönlichen Präsenz seiner Teamkollegen. 'Ich habe es nicht nötig, meine Fähigkeiten mit Schauspielerei und Ellbogenmentalität herauszustellen.' Mit dem Gefühl, missverstanden und in seinen Leistungen unterschätzt zu werden, verlässt der Gruppenleiter die Veranstaltung. Die fachliche Kompetenz des Gruppenleiters ist bekannt, seine undiplomatische und eigenwillige Art mit Konflikten umzugehen, allerdings auch. Sein Vorgesetzter vermeidet es, ihn zu Kundenbesuchen mitzunehmen.
Erinnert Sie die Person, von der hier die Rede ist, an jemanden? Dann wird es Sie nicht erstaunen, dass sich viele Kollegen, Führungskräfte und auch Personalentwickler resigniert mit unterschiedlichsten Erklärungen von weiterem Engagement abhalten lassen: 'Kennst du seinen Vater? Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.' - 'Den hätten wir nie einstellen dürfen.' - 'Sein Chef ist genauso. Kein Wunder, dass er sich das abgeguckt hat.' Was auch immer an persönlichen Theorien dieser Art im Einzelfall stimmen mag, das zugrundeliegende Phänomen 'Selbstverständnis als Spezialist' wurde bislang wenig systematisch beleuchtet. Dabei haben wir es hier mit einem häufig sogar für ganze Unternehmen marktrelevanten Muster zu tun.
Krankenkassen, Energieversorger oder die Deutsche Bahn stehen heute exemplarisch für Unternehmen, die in erster Linie technisch oder verwaltungstechnisch ausgerichtet waren. Sie alle sehen sich einer gewaltigen Herausforderung gegenüber: Der Markt setzt heute ihre (verwaltungs-) technische Leistung als Standard voraus.