News

Center of Experience

Erfahrungswissen systematisch heben und bewahren

Erfahrungswissen ist in Unternehmen leider oft eine flüchtige Substanz: Geht ein Mitarbeiter in den Ruhestand, nimmt er seine Erfahrungen mit. Wechselt eine Führungskraft im Betrieb die Position, erhält ihr Nachfolger bestenfalls unsystematisch hier und da einen Tipp, muss sich jedoch vieles selbst erarbeiten. Hat ein Team erfolgreich ein internationales Projekt hinter sich gebracht, heißt das noch nicht, dass eine Arbeitsgruppe, die zwei Jahre später ebenfalls im Ausland aktiv wird, von den Erfahrungen profitiert ... Solchen 'Verlustgeschäften' will die Synergie VertriebsDienstleistung GmbH, Bonn, gemeinsam mit dem Institut für Beschäftigung und Employability (IBE) aus Ludwigshafen sowie dem Medienunternehmen equeo entgegenwirken. Und zwar mit einem neuen Modell bzw. einem methodischen Ansatz, der Betrieben helfen soll, das Erfahrungswissen ihrer Mitarbeiter zu sammeln, zu erhalten und nutzbar zu machen. In einigen Organisationen – z.B. bei der Berliner Stadtreinigung – wird das System der institutionalisierten Erfahrungssicherung derzeit erprobt.

Kern des Modells ist ein sogenanntes Center of Experience (CoE). Dabei handelt es sich um eine im Unternehmen neu zu bildende Instanz ­­– eine eigene Abteilung oder zumindest eine an eine bestehende Abteilung wie die Organisations- und Personalentwicklung angedockte Stelle –, die dafür zuständig ist, Erfahrungswissen von Mitarbeitern zu erschließen und verfügbar zu machen. An diese Instanz kann sich dann z.B. die Vertriebsabteilung wenden, wenn ein wichtiger Key-Account-Vertriebler in den Ruhestand geht. Das CoE könnte aber auch zwischen Mitarbeitern auf der Suche nach Erfahrungswissen und Erfahrungsträgern vermitteln. Oder es könnte eigenständig im Unternehmen nach Feldern suchen, in denen es sinnvoll ist, Erfahrungswissen zu erhalten. 'Wichtig dabei: Die Träger des CoE brauchen dafür die Erlaubnis von oben', so Synergie-Beraterin Dr. Iris Oltman. Zum Modell gehört ein Methoden- und Toolkasten für die Verantwortlichen des CoE. Sie führen z.B. Interviews mit Erfahrungsträgern durch, die gefilmt werden und dann als Video auf der zentralen Plattform des CoE abgelegt werden. Sie verwalten, ebenfalls über die Plattform, Wikis, die von Erfahrungsträgern geschrieben werden, sie erstellen Profile von Erfahrungsträgern, bringen Erfahrungsinhalte in ein Content Management System ein und organisieren und dokumentieren Online-Beratungsprozesse von Wissensbedürftigen durch Erfahrungsträger. Die Erfinder des CoE stehen ihnen dabei anfangs schulend (etwa in Sachen Interviewtechnik) und beratend zur Seite.

'Uns geht es mit dem CoE auch darum, den Erfahrungsträgern im Unternehmen Wertschätzung entgegenzubringen. Sie sollen spüren, dass sie mit ihrem Erfahrungsschatz ernst genommen werden', erklärt Synergie-Chef Ralf Karabasz. Das Modell unterscheide sich wegen seines persönlichen Ansatzes von klassischen Wissensmanagement-Modellen, betont Oltman. Denn hier zähle, so Oltman, nicht nur das faktische Wissen, sondern gewissermaßen faktisches Wissen mit einem Plus – einem Plus an Wissen über Erfolg oder Scheitern in der Anwendung des Wissens, einem Plus an Routine, aber auch persönlichen Gefühlen. Gerade wegen seines persönlichen Ansatzes sei das Modell auch weniger als die klassischen Wissensmanagement-Systeme in Gefahr, zu einer Projektleiche zu werden, glauben die Macher. 'Das Wissen ist hier direkt an die Person geknüpft, wird von der Person präsentiert und ihr nicht etwa genommen', erklärt Oltman. Wie sich das Modell in der Praxis bewährt, wo es überarbeitet oder eventuell nachgebessert werden muss, sollen nun die Erfahrungen aus den Piloten zeigen.
Wir setzen mit Ihrer Einwilligung Analyse-Cookies ein, um unsere Werbung auszurichten und Ihre Zufriedenheit bei der Nutzung unserer Webseite zu verbessern. Bei dem eingesetzten Dienstleister kann es auch zu einer Datenübermittlung in die USA kommen. Ihre Einwilligung bezieht sich auch auf die Erlaubnis, diese Datenübermittlungen vorzunehmen.

Wenn Sie mit dem Einsatz dieser Cookies einverstanden sind, klicken Sie bitte auf Akzeptieren. Weitere Informationen zur Datenverarbeitung und den damit verbundenen Risiken finden Sie hier.
Akzeptieren Nicht akzeptieren
nach oben Nach oben