Eine effizienter agierende Bundesanstalt für Arbeit und eine merkliche Senkung der Arbeitslosenquote. Das sind die Ziele, die mit den Vorschlägen der Hartz-Kommission erreicht werden sollen. Die Hausaufgaben der Bundesanstalt für Arbeit: Bürokratie abbauen, Kundenorientierung aufbauen.
Einem umfassenden Reorganisations-Prozess wird sich in den kommenden Jahren die Bundesanstalt für Arbeit (BA) widmen. Nach Veröffentlichung der Vorschläge der Hartz-Kommission am 16. August 2002 hat der Vorstand der BA am 22. August 2002 während einer Pressekonferenz in Berlin mitgeteilt, dass der Umbau von der Behörde zum modernen Dienstleister unverzüglich in Angriff genommen wird. 'Zelte statt Burgen' benennt BA-Vorstandsmitglied Frank Jürgen Weise das Prinzip der neuen 'Bundesagentur für Arbeit'. Prinzip und Namensänderung verdeutlichen das Ziel, die Behörde zu einer flexibel agierenden lernenden Organisation umgestalten zu wollen.
Dazu beitragen soll eine neue Organisationsstruktur, in der die Hauptstelle in Nürnberg für eine effiziente Beratungs- und Vermittlungsleistung zentrale Ziele festlegt und neue Verfahren entwickelt. Indem sich die Verwaltungsaufgaben bei den Landesarbeitsämtern konzentrieren, werden die lokalen Geschäftsstellen der Arbeitsämter entlastet. Zudem soll sich in der neuen Bundesagentur ein System kollegialer Führung durchsetzen. 'Führungskräfte und Mitarbeiter werden neben der Arbeit in der Linienorganisation zunehmend Teamarbeit in klar definierten Projekten leisten', erläutert Weise das neue Personalkonzept für die insgesamt 93.000 Mitarbeiter. Verbindliche Zielvereinbarungen und der direkte Leistungsvergleich einzelner Arbeitsämter untereinander nennt er als weitere Beispiele für die angestrebte Arbeitsweise.
Neue Perspektiven durch Personalentwicklung
Mit dem Wandel einher gehen nach Aussage Weises attraktivere persönliche Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter. 'Wir werden eine Personalentwicklung für alle Mitarbeiter aufbauen, die auf das persönliche Wachstum ausgerichtet ist', erklärt er. Als systematisches Instrument der Personalentwicklung sollen Fünf-Jahres-Pläne für alle Führungskräfte eingeführt werden. Ziel ist es, den Beteiligten einerseits berufliche Perspektiven aufzeigen und andererseits ihre Leistung an der Erreichung der geplanten Ziele messen zu können. Die Angebote aller Weiterbildungsbereiche der BA - Fachhochschule, Verwaltungsschulen und Führungsakademien - sollen auf diesen Bedarf eingestellt und auch für Dritte geöffnet werden.
Der Wandel der BA kann sich allerdings nicht nur aus eigener Anstrengung vollziehen. So fordert die Hartz-Kommission z.B., die Fülle von Erlassen und Dienstanweisungen zu Gunsten von mehr Handlungsspielräumen aufzugeben, erfolgsorientierte Vergütung einzuführen und strategische Führungskräfte nur noch auf Zeit anzustellen. Für viele dieser Vorschläge sind Gesetzesänderungen nötig. Wie auch für die geplanten Personal-Service-Agenturen (PSA).
Bis Mitte 2003 soll es in jedem der 181 Arbeitsamtsbezirke eine PSA geben, privat geführt, geführt in Trägerschaft der BA oder als Mischform. Ihre Aufgabe: Arbeitslose fortzubilden und sie an Unternehmen auszuleihen. Durch die Gründung der PSA sollen ebenfalls die lokalen Arbeitsämter entlastet werden. Letztere sollen künftig Job-Center heißen und sich auf zentrale Aufgaben konzentrieren: alle Erwerbsfähigen ohne Job, also auch Sozialhilfeempfänger, zu beraten und zu vermitteln sowie offene Stellen zu akquirieren. Ausdrücklich sollen die Job-Center, wo immer möglich, auf das Know-how Dritter zugreifen, z.B. um Stärken-Schwächen-Profile für Arbeitslose zu erstellen sowie Entwicklungspläne als verbindliche Zielvereinbarung aufzustellen.
Hilfe von außen ist erwünscht
Die Vorschläge der Kommission lösen bei den oft genannten Dritten aber nicht nur Freude aus. Kritik kommt vom Bundesverband der Träger beruflicher Bildung (BBB). Die Forderung der Kommission, Qualifizierungen Arbeitsloser in Weiterbildungseinrichtungen abzubauen und stattdessen möglichst viele Maßnahmen betriebsnah on-the-job durchzuführen, ist nach Meinung des BBB unrealistisch: Viele Unternehmen seien schon jetzt nicht in der Lage, die eigenen Mitarbeiter weiterzubilden und hätten keinerlei Kompetenz, Bildungsbedarfe zu ermitteln. Die Mitarbeit der Weiterbildungseinrichtungen ist nach Ansicht des Verbandes dringend erforderlich. Der BBB bietet der BA daher an, ihr beim weiteren Vorgehen beratend zur Seite zu stehen.
Offen für Mithilfe, den internen Umbau und das künftige Agieren als 'erster Dienstleister am Arbeitsmarkt' betreffend, scheint die BA zu sein. Bei der Gestaltung des Wandels sollen Projekte auch mit externer Unterstützung bearbeitet werden. Und Florian Gerster, Vorstandsvorsitzender der BA, betont: 'Die BA alleine kann das Problem Arbeitslosigkeit nicht lösen.' Dafür sei eine gemeinsame Anstrengung aller gesellschaftlich relevanter Gruppen nötig.