Ärmel hoch und durch. In turbulenten Zeiten treten im Unternehmen alle schneller. In Idealfall wird in gemeinsamer Anstrengung die Krise gemeistert, manche Firmen stehen – so wie gerade zu beobachten – sogar besser da als vor dem Einbruch. Nun könnte eigentlich wieder ein Gang heruntergeschaltet werden. Wird es oft aber nicht. Das 'Management by stress' hat sich verselbstständigt, läuft ohne konkreten Anlass weiter. Auch deshalb, weil sich keiner traut, die Ärmel als erster wieder herunterzukrempeln. Die hohe Schlagzahl ist zur neuen Normalität geworden.
Eine Zeitlang geht das gut. Doch ebenso wie ein Motor, der permanent im roten Bereich dreht, irgendwann überhitzt und ins Stottern gerät, bleibt es nicht ohne Folgen, wenn eine Organisation kontinuierlich am Limit operiert. Bisher nicht vorgekommene Fehlleistungen stellen sich ein, die die Kunden verunsichern und die Marke bedrohen.
Traditionell tickende Manager probieren es oft mit Gewalt: Anzeichen kollektiver Erschöpfung und Resignation interpretieren sie als Widerstand, Protest, Faulheit, fehlende Einsatzbereitschaft. Also erhöhen sie den Druck noch einmal. Die Folgen der Beschleunigung werden mit weiterer Beschleunigung bekämpft. Das Unternehmen sitzt in der Beschleunigungsfalle.
Der Begriff geht zurück auf Heike Bruch, Professorin für Leadership an der Universität St. Gallen, und Jochen I. Menges, Lehrbeauftragter für Human Resources und Organisation an der Universität Cambridge. Nach dem Ende der Rezession im Jahr 2001 war ihnen im Rahmen empirischer Forschungen aufgefallen, dass sich das Arbeitstempo in vielen Firmen trotz merklicher ökonomischer Erholung nicht reduzierte, sondern im Gegenteil teilweise sogar weiter beschleunigte.
Extras:- Wenn Überlastung positiv bewertet wird und die Mitarbeiter auch in der Freizeit erreichbar sind: Indizien für Beschleunigungsfallen
- Beschleunigung durch Langsamkeit: Was strategisch schnelle Firmen anders machen als die langsamere Konkurrenz
- Literaturtipps: Kurzrezension eines Buchs über organisationale Energie und Hinweis auf einen Fachartikel über organisationalen Burnout