Der Fall klingt fast zu klassisch, um nicht konstruiert zu sein. Tatsächlich hat er sich aber genau so zugetragen. Manfred Lehmann, Anfang 30 (Name geändert) war auf Geschäftsreise. Nachdem er den ganzen Tag beim Kunden verbracht hatte, setzte er sich abends im Hotelzimmer noch einmal vor den Rechner, um seine Mails zu sichten. Von der schieren Menge förmlich erschlagen, fuhr er sein Notebook wieder herunter. Sich um diese Zeit noch auf die vielen neuen Themen einzulassen, dazu fehlte ihm die Energie. Die Wände seines 08/15-Zimmers schienen ihm zu eng, die Aussicht auf den morgigen Tag mit den vielen gestressten Menschen, bevor es wieder für Stunden auf die Autobahn ging, drohte ihn zu erdrücken.
Und dann tat Lehmann etwas, was er noch nie getan hatte: Er bestellte eine Dame aufs Zimmer, um sich die Nacht mit käuflicher Liebe zu versüßen. Doch der Fehltritt kam ans Licht. Seine Frau las am Wochenende eine SMS von der Vermittlungsagentur, die eindeutig war. Nun war mächtig Streit im Haus. Das Leben von Manfred Lehmann drohte aus den Fugen zu geraten. 'Ich verstehe mich selbst nicht mehr, wie konnte das geschehen? Ich habe einen großen Fehler begangen. Ich brauche Hilfe.'
Die suchte Manfred Lehmann bei einem Coach. Im klassischen Coaching, das auf den Business-Kontext fokussiert, hätte der Coach in Lehmanns Fall nun wohl Hypothesen formuliert wie 'zu großer Workload', 'Defizite in der Work-Life-Balance', 'erforderliche Verbesserung im Stressmanagement' und 'Schwierigkeiten in der Rollendefinition als Führungskraft mit Vorbildfunktion'. Sie wären nachvollziehbare Einflugschneisen in ein Business Coaching, das darauf abzielt, Verhaltens- und Handlungsmuster zu reflektieren, Impulse für eine Konfliktlösung zu initiieren und das individuelle Ressourcenmanagement zu stärken.
Extras:- Die Rolle des Wertecoachs: Wesentliche Elemente der Arbeit im Wertecoaching
- Literaturtipp: Kurzrezension eines Sammelbands über Wertecoaching