Auf seinem jährlichen Branchentreffen gab der Bundesverband Deutscher Unternehmensberater (BDU) Grund zur Hoffnung: Trotz Konjunkturflaute verzeichnet der Personalberatungsmarkt erstmals wieder ein Umsatzwachstum von knapp 16 Prozent.
Mit den Worten 'Wer sich nicht bewegt, kann auch nichts bewegen' eröffnete Dr. Joachim Staude den 7. Deutschen Personalberatertag auf dem Petersberg bei Bonn. Rund 120 Teilnehmer begrüßte der Vizepräsident des Bundesverbands Deutscher Unternehmensberater (BDU) am 12. Mai 2005 zum Branchentreffen, dessen Themen in diesem Jahr die Markt- und Kundenanforderungen in 'stürmischen Zeiten der Weltwirtschaft' beleuchteten.
Wie in wirtschaftlichen Krisenzeiten verkrustete Strukturen bewegt werden, demonstrierte etwa der Eröffnungsredner Frank-Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit (BA). Das Mammutprojekt, das er stemmt: eine öffentlich-rechtliche Bundesbehörde in eine effiziente Dienstleistungsagentur umzuwandeln. Weise warb in seiner Rede um Verständnis für die Schwierigkeiten bei der Umstrukturierung der BA, die sich gegenwärtig 'in einem Lernprozess befindet'. 'Wir folgen dem Prinzip 'trial and error', bei möglichst wenig error', so Weise.
Neben der Lobbyarbeit für den Umstrukturierungsprozess widmete sich der BA-Chef auch der allgemeinen Arbeitsmarktentwicklung. So stellte er u.a. Ergebnisse aus einem Bericht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vor. Eine Erkenntnis: Der Arbeitsmarkt muss flexibler werden. Soll heißen: Die Regulierungen des Arbeitsrechtes müssen heruntergeschraubt werden. Die Folge laut Weise: 'Beschäftigte werden öfters ihren Job verlieren und mit Gehaltseinbußen rechnen müssen.' Eine Entwicklung, die Weise für vertretbar hält, wenn die Deregulierung tatsächlich zu mehr Jobs verhilft.
Erste Anstrengungen in diese Richtung hat die BA nach Aussage von Weise bereits unternommen. Mit Hartz I wurden etwa die Vorgaben in der Zeitarbeit sowie im Kündigungsschutz gelockert. Hartz II führte neue Beschäftigungsmodelle ein, so genannte Minijobs, die das Heer der Arbeitslosen reduzieren sollen. Die Erwartung, dass sich damit eine Kultur der Teilzeitbeschäftigung à la USA erreichen lässt, in der drei Nebenjobs eine Festanstellung ersetzen, wird hier zu Lande jedoch nicht erfüllt. Der Grund: Viele Unternehmen können ihre hochwertige Produktion bzw. Dienstleistung nicht in Teilzeitformate unterteilen und von zumeist unqualifizierten Minijobbern ausführen lassen. 'Was die Unternehmen wirklich brauchen, ist ein Ersatz für die qualifizierten Jahrgänge, die spätestens 2015 Mangelware sind', sagte der BA-Vorstandsvorsitzende. Abhilfe schaffen könnten gezielte Bildungsmaßnahmen, Frauenförderung, Qualifizierung älterer Mitarbeiter und eine gesteuerte Zuwanderungspolitik. Zum Abschluss seiner Rede rechtfertigte Weise die Zusammenlegung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe, die 'die Zahl von fünf Millionen Arbeitslosen endlich sichtbar macht'. Weise: 'Das ist die schmerzhafte Realität, die aber auch das Potenzial birgt, mit neuen Ideen Veränderungen herbeizuführen.'
Die Branche bewegt sich
Für Personalberater lassen sich bereits erste Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt ablesen: Die Branche kommt scheinbar wieder in Bewegung. Das zumindest sind die Ergebnisse der Studie Personalberatung in Deutschland 2004, die der BDU auf seiner Tagung vorstellte. Nach drei Jahren sinkender Umsatzzahlen verzeichnete die Branche erstmals wieder einen Umsatzzuwachs von knapp 16 Prozent.
Zurückzuführen ist der Zuwachs auf die angestiegene Klientennachfrage, dem eigentlichen Kerngeschäft der Personalberater. Das Beratungssegment Suche und Auswahl von Fach- und Führungskräften, das drei Jahre lang rückläufig gewesen ist, kletterte 2004 auf 85 Prozent des Branchengesamtumsatzes (2003: 79 Prozent). Besonders gefragt waren Vertriebsspezialisten, Ingenieure, Verkaufsleiter und Controller. 'Trotz aller konjunkturellen Unsicherheiten legen die Unternehmen die Hebel jetzt langsam wieder um', erklärte Staude die Entwicklung. Der Nachholbedarf der Unternehmen sei hoch, insbesondere auf internationaler Geschäftsebene. Das beweisen laut Studie die Zuwachszahlen bei international arbeitenden Headhuntern.
Dass sich der Beratungsmarkt jedoch nicht gänzlich von der angespannten Arbeitsmarktlage abkoppeln lässt, macht die derzeit ausgeprägte fehlende Wechselbereitschaft vieler Manager deutlich: Viele von ihnen scheuen sich, ihre festen Verträge zu riskieren - eine Haltung, die den Personalberatern mehr Überzeugungsarbeit abverlangt. Mit einer Gehaltssteigerung können die Personalberater nur in seltenen Fällen argumentieren. Doch eine finanzielle Verbesserung scheint ohnehin nicht ausschlaggebend für einen Wechsel zu sein: 'Die lange üblich gewesenen zehn- bis 15-prozentigen Gehaltssteigerungen beim Jobwechsel werden von den Kandidaten nicht mehr automatisch erwartet', sagte Dr. Wolfgang Lichius, Vorsitzender des BDU-Fachverbandes Personalberatung. 'Attraktive Angebote zur Weiterbildung oder Programme zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Freizeit stehen alternativ hoch im Kurs.' Vielleicht ein Zeichen, dass sich auch Manager in neue Richtungen bewegen.