'Wir sind ein großes Unternehmen des genossenschaftlichen Finanzverbunds.' Langsam liest der junge Mann auf dem Podium die Sätze. 'Die Schwäbisch-Hall-Unternehmensgruppe ist stolz darauf …' Dabei blickt er in ein Büchlein, auf dem 'Unternehmensleitbild Schwäbisch Hall' steht.
Wort für Wort, Satz für Satz trägt der junge Mann ausgewählte Passagen aus dem roten Büchlein vor, in dem die Unternehmensgruppe die Maximen und Werte, an denen sich das Handeln der Gruppe und ihrer Mitarbeiter orientiert, fixiert hat. Doch nicht ohne Unterbrechungen. Alle drei, vier Sekunden schallen Fragen wie 'Bist du glücklich?' und 'Wovon träumst du?' durch den Raum. Gestellt werden sie von Kommilitonen des Studenten, die Sprachrobotern gleich durch die Kantine der Bausparkasse staksen. Ein provokantes Szenario. Das empfinden auch viele der anwesenden Mitarbeiter. Immer wieder ertönt ein Lachen. Zum Beispiel, als die Leitbild-Aussage 'Wir sind die führende Bausparkasse hinsichtlich Kundenorientierung, Marktanteil, Innovationskraft und internationaler Präsenz' auf die Frage 'Wirst du geliebt?' prallt.
Die Mitarbeiter von Schwäbisch Hall kennen die Fragen. Seit Wochen werden sie mit ihnen konfrontiert. Im Aufzug. In den Treppenaufgängen. An den Flurtüren. Überall plakatierten die Studenten der Fachhochschule Schwäbisch Hall diese Fragen - mit Zustimmung des Unternehmens. Dessen Führung überlegte sich im vergangenen Jahr, wie das 2001 eingeführte Leitbild im Bewusstsein der Mitarbeiter bleiben kann. Manche der Aussagen sind notgedrungen vage, da sie innerhalb der Gruppe für 3.600 Mitarbeiter mit teils völlig verschiedenen Aufgaben gelten sollen. Häufig werden sie von den Mitarbeitern als selbstverständlich empfunden.