Anfang 2012, Evopro steht vor einem Problem: Die junge Firma braucht dringend Verstärkung für ihr Team. Das bayerische Unternehmen baut Automatisierungstechnik, zum Beispiel für BMW. 75 Mitarbeiter zählt der Betrieb, weitere Ingenieure wären hoch willkommen. Zu bekommen sind sie jedoch kaum. 'Wir können nicht die gleichen Einstiegsgehälter wie die Großen zahlen', begründet Personalleiter Michael Fleischmann. Als der Nachwuchsmangel immer drückender wird, fällt schließlich der Entschluss, im Ausland zu rekrutieren. Da eine neue HR-Kollegin über sehr gute Spanischkenntnisse verfügt, wird der iberische Arbeitsmarkt nach Ingenieuren durchsucht. 'Spanier sind uns kulturell nah', so Fleischmann. Die Anzeige in einer Jobbörse geht online, das Echo ist überwältigend. Binnen acht Wochen gehen über 500 Bewerbungen in Regensburg ein – mehr als sonst in einem ganzen Jahr. Damit ist der Talentnachschub gesichert.
So wie Evopro gehen immer mehr Firmen vor: Sie füllen die Lücken in den eigenen Reihen mit Verstärkung aus dem Ausland. Jedes zehnte Unternehmen plant, jenseits der Grenzen nach neuen Mitarbeitern zu suchen – das ergab eine Umfrage des IT-Branchenverbandes Bitkom in Zusammenarbeit mit dem Online-Netzwerk LinkedIn. Arbeitsmarktkenner überraschen diese Zahlen nicht: 'Die Zahl der Fälle nimmt seit Jahren zu', sagt Petra Grossmann, Geschäftsführerin von Averto, Aachen. Die Firma hilft Betrieben dabei, Mitarbeiter umzusiedeln und ausländische Kräfte an Bord zu holen. Sie beobachtet zwei Trends: Zum einen gibt es mehr Kurzzeitentsendungen – das heißt, die Kräfte aus Übersee werden nur wenige Wochen hierzulande eingesetzt. Zum anderen rekrutieren die Unternehmen im Ausland nicht mehr nur Topmanager. 'Das geht mittlerweile runter bis zum Trainee', so Grossmann. Bloß: Auf welchen Wegen lassen sich Fachkräfte außerhalb von Deutschland am besten ansprechen?
Extras:- 'Die Erwartungen müssen stimmen' – Interview mit Dr. Stefan Hardege vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag
- Wer darf in Deutschland arbeiten? – Kurze Übersicht, welche Regelungen je nach Herkunftsland gelten