Die Lernpsychologie unterscheidet zwei Formen der Motivation: die intrinsische und extrinsische Motivation. Während bei der intrinsischen Motivation die Aktivität um ihrer selbst willen geschieht, soll im Kontext der extrinsischen Motivation durch die Aktivität etwas anderes erreicht werden.
Intrinsisch motiviert ist zum Beispiel ein IT-Azubi, der oftmals Ausbildungs- und Freizeit nicht unterscheidet, weil er mit der Computerwelt leidenschaftlich verschmolzen ist. Seine Motivation kommt von Herzen. Solch motivierte Menschen stellen morgens um vier Uhr erstaunt fest, dass die Zeit am Computer wie im Fluge vergangen ist. Extrinsisch motiviert ist ein Azubi, der Informationen lernt, um gute Zensuren zu bekommen. Das Lernen erfolgt durch äußere, nicht in der Sache liegende Anreize. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass die intrinsische Motivation zu wesentlich besseren (Lern-) Ergebnissen führt. Soweit die Theorie. Doch wie sieht es in der Praxis aus?
In der Ausbildungspraxis läuft extrinsische Motivation vielfach auf der Schiene 'Incentive' und 'Control', auf Deutsch: belohnen, bestechen und bedrohen. Dazu ein Beispiel. In einem metallverarbeitenden Unternehmen vereinbaren die Tarifpartner einen Haustarifvertrag, der bei der Ausbildungsvergütung die Regelung vorsieht, dass die im Flächentarifvertrag ursprünglich vorgesehene Ausbildungsvergütung um fünf Prozent gekürzt wird. Wenn der Auszubildende in der Berufsschule und im Betrieb entsprechende Leistungen erbringt, bekommt er eine monatliche Prämie. Diese Prämie beinhaltet nicht nur die fehlenden fünf Prozent, sondern kann darüber hinaus bis zu 300 Euro zusätzlich einbringen. Ziel dieser extrinsischen Motivation ist es, die Auszubildenden zum Lernen anzuspornen. Das Ergebnis: Die Auszubildenden lernen nicht mehr, sondern weniger.