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Arbeitszeit-Studie: Das Märchen von der Zeitautonomie

Flexiblen Arbeitszeiten haftet das Signum des Modernen an: Sie stehen für größere Gestaltungsspielräume und Souveränität des Individuums. In Wirklichkeit aber ist es mit der Selbstbestimmung oft nicht weit her. Zu dieser Erkenntnis gelangt eine qualitative Studie, die das Wissenschaftszentrum Berlin unter 15 Führungskräften und 74 Angestellten exemplarisch ausgewählter Unternehmen durchgeführt hat. Der besondere Fokus der Untersuchung liegt auf Blockfreizeitmodellen, die es den Beschäftigten ermöglichen, auf einem Zeitkonto Überstunden zu sammeln und sie in Form von Auszeiten einzulösen. Für die Unternehmen ergeben sich daraus handfeste Vorteile: Angesichts dünner Personaldecken können sie ihren Mitarbeitern bei hohem Arbeitsaufkommen Mehrarbeit abverlangen, ohne dass dazu die Arbeitnehmer-Interessenvertretung ihre Zustimmung geben müsste. Zudem werden keine zusätzlichen Kosten für Überstunden fällig. Die Arbeitsprozesse lassen sich somit besser dem betrieblichen Bedarf anpassen.

Weniger vorteilhaft sieht die Sache für die Beschäftigten aus: Von der viel beschworenen Selbstbestimmung bleibt kaum etwas übrig, wenn Mitarbeiter durch betriebliche Belange und die Betriebsorganisation (z.B. starke Spezialisierung) gezwungen sind, ihr Zeitkonto immer nur in jenen Phasen zu füllen und abzubauen, in denen es dem Arbeitgeber - etwa auf Grund der aktuellen Auftragslage - passt. Durch festgelegte Obergrenzen kann es sogar vorkommen, dass Zeitkonten-Bestände verfallen, wenn sie in lang anhaltenden Phasen hohen Arbeitsaufkommens nicht rechtzeitig abgebaut werden. Auch die Einstellung der Vorgesetzten wirkt auf die Nutzung der Konten ein.

Damit Zeitkonten für die Beschäftigten nutzbringender werden, empfehlen die Autoren unter anderem transparentere Strukturen im Umgang mit den Konten sowie Verbesserungen der Arbeitsorganisation. Die Studie mit dem Titel 'Prekäre Balancen' kann unter ISBN 3-89404-984-7 für 18,90 Euro über den Buchhandel bezogen werden.
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