Gute Personalarbeit zahlt sich aus. Diese Message stand bei der Prämierung der 'Top Job'-Unternehmen Ende Januar 2009 im Vordergrund. Denn eine wissenschaftliche Analyse der für ihr vorbildliches Personalmanagement ausgezeichneten Unternehmen hatte ergeben: Sie sind wirtschaftlich erfolgreicher als andere Firmen.
'Eines vorweg: Ich möchte das Wort Krise heute abend nicht hören.' Mit diesen Worten läutete Ex-Tagesthemen-Sprecher Ulrich Wickert seine Moderation zur 'Top Job'-Preisverleihung ein. An dem Abend des 30. Januar 2009 im Landschaftspark Duisburg-Nord war allerdings auch nicht viel Anlass, die derzeitige Rezession zu thematisieren. Denn an den 100 mittelständischen Unternehmen, die mit dem Gütesiegel 'Top Job' für ihre vorbildlichen Arbeitgeberqualitäten und ihre exzellente Personalarbeit geehrt wurden, scheint der wirtschaftliche Einbruch bislang weitgehend vorbeizugehen. Die Unternehmen verzeichnen im Durchschnitt ein Umsatzwachstum von 15 Prozent.
Wie der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement bemerkte, steht der Erfolg der Mittelständler in unmittelbarem Zusammenhang mit ihrem Personalmanagement. Clement ist Mentor des von der compamedia GmbH, Überlingen, organisierten Arbeitgeberwettbewerbs. 'Die Unternehmen wissen, dass von ihren Mitarbeitern genauso viel abhängt wie von ihrem Kapital', so Clement bei der Prämierung der Preisträger. Mit strategisch ausgefeilten Konzepten würden die Firmen daher den Herausforderungen des Fachkräftemangels sowie dem Aufbau einer eigenen Arbeitgebermarke begegnen.
Den Beweis, dass sich ein strategisch ausgerichtetes Personalmanagement im Unternehmensergebnis niederschlägt, erbrachte letztlich Prof. Dr. Heike Bruch, Professorin und Direktorin am Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen und wissenschaftliche Leiterin des Benchmarking-Projektes 'Top Job'. Durch eine Analyse der Top-100-Unternehmen sowie anderer Mittelständler fand sie heraus, dass jene Firmen, die wirtschaftlich erfolgreich sind, HR-Instrumente wie Mitarbeiterbefragungen, regelmäßige formale Leistungsbewertungen und Zielvereinbarungsgespräche gezielter einsetzen als andere Unternehmen. Ihnen gelingt es außerdem überproportional gut, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen, sie langfristig im Unternehmen zu halten sowie die Potenziale der Mitarbeiter voll auszuschöpfen. Last but not least setzen die Unternehmen auf Transparenz. 90 Prozent der 'Top Job'-Unternehmen z.B. informieren ihre Mitarbeiter regelmäßig über die operativen Leistungen im Unternehmen.
CAS Software AG ist Arbeitgeber des JahresProf. Bruchs Benchmark, an dem insgesamt 212 mittelständische Unternehmen teilgenommen haben, fußt auf einer Online-Befragung der Mitarbeiter der jeweiligen Firmen. Zudem wurden die HR-Leiter bzw. die Geschäftsführer der Unternehmen zu den eingesetzten Instrumenten der Personalarbeit befragt. Untersucht wurde die Leistung der Teilnehmer in sechs Bereichen: 'Führung und Vision', 'Motivation und Dynamik', 'Kultur und Kommunikation', 'Mitarbeiterentwicklung und -perspektive', 'Familienorientierung und Demografie' sowie 'Internes Unternehmertum'.
Dabei ist nicht die Anzahl der jeweils eingesetzten Instrumente entscheidend, wie Prof. Bruch in ihrer Rede zur Preisvergabe betonte. Für die Aufnahme in den Kreis der 'Top Job'-Unternehmen komme es vielmehr auf ein stimmiges Gesamtkonzept an, das langfristig den wirtschaftlichen Erfolg des Betriebs mit den Interessen der Mitarbeiter vereint.
In bester Form realisiert ist dies bei der CAS Software AG, Karlsruhe, urteilte die Jury – und kürte den Hersteller für Kundenmanagement-Systeme zum Arbeitgeber des Jahres. 'CAS ist ein gutes Vorbild für alle Mittelständler, die nicht nur aus Rekrutierungsgründen ein guter Arbeitgeber sein wollen, sondern die Personalarbeit als treibende und gestaltende Kraft im Unternehmen sehen', begründete Jurymitglied und Laudator Dr. Walter Döring, Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, die Wahl der Jury.
Regelmäßige Mitarbeitergespräche und die Weiterentwicklung der Belegschaft ist bei CAS demzufolge selbstverständlich. Doch, wie CAS-Vorstandsvorsitzender Martin Hubschneider im morgendlichen Pressegespräch betonte, werden die Mitarbeiter nicht nur gefördert, sondern auch gefordert: 'Wir machen unseren Mitarbeitern klar, dass es um ihren Marktwert geht. Die Verantwortung, sich weiterzuentwickeln, liegt auch in ihren eigenen Händen', so Hubschneider. Unterstützung wird dabei geboten – z.B., indem den Mitarbeitern Freiräume gewährt werden für selbst gesteuertes Lernen am Arbeitsplatz. Zudem setzt man auf die Vermittlung von Visionen. Eigens zu diesem Zweck findet alle zwei bis drei Monate eine CAS-Konferenz statt, die laut Hubschneider von 80 Prozent der Mitarbeiter besucht wird.
Mitarbeiterbindung durch VisionenDas Thema 'Führung und Vision' spielt auch bei der Gossler, Gobert & Wolters Gruppe aus Hamburg eine besondere Rolle. In der gleichnamigen Kategorie erhielt das Unternehmen den ersten Preis. Begründung u.a.: In die langfristige Strategie des Unternehmens, sich vom Versicherungsmakler zum Risikoberater zu wandeln, werden die Mitarbeiter in vorbildlicher Weise eingebunden. 'Die Einbeziehung der Mitarbeiter ist ein langer Prozess, der auch immer noch fortdauert', erläutert Sebastian Jochheim. Der Partner der GGW Gruppe ist sich sicher, dass sich die Mühe lohnt: Jeder im Haus sei von den neuen Zielen überzeugt.
Das Engagement der Mitarbeiter ist im Übrigen auch bei den anderen Kategoriesiegern spürbar. So etwa beim Pflegezentrum Steinheim 'Mainterasse', Sieger in der Kategorie 'Internes Unternehmertum'. Das Pflegeheim hat ein systematisches Ideenmanagement im Haus eingeführt: Die Mitarbeiter können seitdem Probleme dokumentieren und Verbesserungsvorschläge machen, auf die es direktes Feedback von der Geschäftsführung gibt. 2007 gingen 420 Verbesserungsvorschläge ein, 280 wurden realisiert.