“So kann es nicht weitergehen”, denkt sich der Chef. “Der Wettbewerb wird immer härter, und meine Mitarbeiter stehen jeden Tag vor mir und jammern.” Bei der nächsten Gelegenheit hält er seiner Mannschaft eine Standpauke. “Es ist jetzt Schluss mit den Klagen. Wir müssen uns den neuen Herausforderungen stellen.” Ärmel hochkrempeln und anpacken!, lautet seine Devise, die er auch seinen Mitarbeitern mit auf den Weg gibt.
Als er zwei Wochen später bemerkt, dass sich die Mitarbeiter in der Kaffeeküche immer noch Schauermärchen über den drohenden Zusammenbruch der Firma erzählen, ist der Chef frustriert: “Kein Wunder, dass dieses Unternehmen keinen Erfolg hat mit solchen Mitarbeitern, die permanent schwarzsehen. Das muss ja schief gehen.” Und so ist er mit seiner Anti-Jammer-Offensive in eine heimtückische Falle getappt: Die Mitarbeiter jammern hinter seinem Rücken weiter. Und er selbst jammert auch. Er jammert über das Jammern.
So oder ähnlich wie diesem fiktiven Chef dürfte es vielen ergehen, die meinen, sie könnten die heute weit verbreitete Jammerstimmung mit einer einzigen Ruck-Rede in ein optimistisches und geschäftsfreundliches Klima verwandeln. Denn so einfach ist das nicht. Das Jammern sitzt nach vier Jahren Wirtschaftsflaute zu tief. Ein Lied davon singen können vor allem diejenigen, die sich von Berufs wegen eingehend mit dem Thema beschäftigen: die Management-Trainer, die von dem Wehklagen in den Unternehmen mitunter ebenso genervt sind wie mancher Vorgesetzte.
Extras:
- Literaturtipps: Kurzrezensionen zweier Bücher zum Thema “Positiv in die Zukunft blicken”.
- Sechs Schritte, wie Sie sich selbst und Ihre Mitarbeiter aus dem Jammertief führen.