Die Aktualität des Alkoholproblems im Arbeitsleben hat sich nicht verändert. Der Alkohoverbrauch pro Kopf ist weiter gestiegen: Obwohl einerseits immer mehr Menschen immer weniger trinken, bedeutet das andererseits, dass immer mehr Menschen immer mehr trinken - auch in der Arbeitswelt. Mehr als zwölf Liter reinen Alkohol pro Jahr konsumiert statistisch jeder Deutsche - vom Neugeborenen bis zum Greis.
Kollegen stellen den übermäßigen Alkoholkonsum des Mitarbeiters als Erste fest, dulden ihn und decken den Mitarbeiter sogar. Sie sorgen dafür, dass er in kritischen Situationen nicht auffällt. Es gibt Fälle, in denen Mitarbeiter betrunkene Kollegen im Kofferraum ihres Autos unauffällig aus dem Unternehmen entfernten.
Erfahrungsgemäß hält diese solidarische Phase nur eine begrenzte Zeit. Der Betroffene hat schließlich eine Leistung zu erbringen, die er aufgrund seines Zustandes nicht mehr voll erfüllt. Kollegen müssen für ihn mitarbeiten. Dass dies auf Dauer nicht geschätzt wird, liegt auf der Hand. Die Toleranz hat insbesondere da ihre Grenzen, wo die Leistung der Gruppe gemessen wird.
Während der Mitarbeiter mit Alkohol-Problemen in der Anfangsphase seines Einstiegs noch etwa 90 Prozent der Leistung bringt, sinkt sein Ergebnis in der späteren Phase auf 25 Prozent und weniger. Irgendwann wird er dann zum Totalausfall und auch von seiner Gruppe nicht mehr gedeckt. Spätestens jetzt ist die Führungskraft gefragt.