Der aufmerksame und sensible Beobachter registriert es mit wachsendem Unbehagen: An allen Ecken und Enden tauchen Suchtphänomene mit immer groteskeren Auswüchsen auf. Sind die sogenannten stoffgebundenen Süchte wie Alkohol, Nikotin, Medikamente bis hin zu den harten Drogen in der öffentlichen Diskussion und Gegenstand regelmäßiger Untersuchungen, werden die stoffungebundenen Süchte noch weitgehend ignoriert oder als solche erst gar nicht erkannt. Eß- und Magersucht, Spielsucht, Arbeitssucht bzw. Workaholics und neuerdings die Konsumsucht beschäftigen in erster Linie die Therapeuten und Psychologen, jedoch weniger die breite Öffentlichkeit. So fehlen zu dieser Art von Suchtverhalten auch noch weitgehend verläßliche Zahlen. Vagen Schätzungen zufolge neigen ca. 10% der gesamten Bevölkerung zu ungezügeltem Kaufverhalten - zur Konsumsucht. Vielleicht läßt eine andere und dafür konkrete Zahl die Tragweite dieses Suchtverhaltens deutlicher werden: 1,2 Millionen private Haushalte - bezogen auf das alte Bundesgebiet - sind bereits zahlungsunfähig. Ein deutlicher Hinweis darauf, das breite Bevölkerungsschichten mit den gesellschaftlichen Leitbildern und Werten, die Erfolg und Versagen definieren, offensichtlich überfordert sind. Aus dem Mißverhältnis zwischen den eigen- und fremdbestimmten Leistungsanforderungen und dem tatsächlichen Leistungsvermögen resultiert oft ein enormer emotionaler Druck, der schließlich durch Ersatzbefriedigungen abgebaut wird: Der Mensch sehnt sich nach Belohnung - möglichst sofort und möglichst maßlos…