Für arbeitslose Führungskräfte jenseits der Fünfzig wird die Suche nach einer neuen Stellung oft zum Leidensweg. Das muss nicht sein, meint Dr. Werner Siegert. Im Gespräch mit managerSeminare erläutert der Berater seine Idee der '50-Plus-Clubs'.
Herr Dr. Siegert, ältere Manager, die ihre Stellung verloren haben, haben es immer noch schwer, einen neuen Job zu finden. Sie appellieren an die Unternehmen, diese Menschen nicht sich selbst zu überlassen, sondern '50-Plus-Clubs' einzurichten. Was soll das sein?
Dr. Werner Siegert: Die Idee stammt eigentlich nicht von mir, sondern aus den USA, wo schon vor 30 Jahren '40-Plus-Clubs' existierten. Das waren bzw. sind Selbsthilfe-Zentren, die Firmen für ihre ehemaligen Führungskräfte eingerichtet haben: Die Unternehmen stellen ihnen Räumlichkeiten mit Büromöbeln, Telefon, Fax, ausgedienten PCs und Fachliteratur zur Verfügung, die den ganzen Tag über genutzt werden können. Als ich zum ersten Mal davon gehört habe, erschien mir die Idee gleich sehr eingängig - schon weil es für eine Führungskraft wichtig ist, dass ihr soziales Umfeld, etwa die Nachbarschaft, nicht sofort etwas von der Arbeitslosigkeit bemerkt. Dank der Mitgliedschaft in einem Club kann der Manager jeden Morgen zur gewohnten Zeit das Haus verlassen, den Tag im Unternehmen verbringen und am Abend nach Hause fahren.
Die Clubs sind aber nicht nur als soziale Auffangstation gedacht, oder?
Siegert: Nein. Die Mitglieder arbeiten ein Drittel der Zeit intensiv an ihrer Bewerbungsstrategie, auch mit Hilfe qualifizierter Personalberater. Ein weiteres Drittel verbringen sie mit der Arbeit für die Gemeinschaft. Und den Rest der Zeit bilden sie sich gegenseitig fort. Auf diese Weise wird solch ein Club zu einem Pool qualifizierter Kräfte, die Bereitschaft zur Selbstverantwortung und Zielstrebigkeit demonstrieren.
...und damit für potenzielle Arbeitgeber interessanter werden?
Siegert: So ist es. In den USA jedenfalls hat man die Erfahrung gemacht, dass 80 Prozent der Mitglieder nach drei Monaten einen Job finden. Und wenn sich hier zu lande ein solcher Club in einem bekannten Unternehmen etablieren würde, könnte ich mir gut vorstellen, dass auch hiesige Arbeitgeber dort sehr gern anfragen würden, wenn sie auf der Suche nach Führungskräften sind.
Dennoch sind Sie mit Ihrem Vorschlag bislang auf taube Ohren gestoßen.
Siegert: Leider ja. Ich habe meine Idee bereits vielen Politikern, Unternehmen und der Bundesanstalt für Arbeit dargelegt. Doch es kamen kaum Reaktionen. Dabei wäre die Einrichtung von 50-Plus-Clubs für Unternehmen eine hervorragende PR-Maßnahme. Die großen Firmen sind zurzeit ja ziemlich in Verruf, weil sie trotz toller Geschäftsergebnisse tausende Mitarbeiter entlassen. Mit 50-Plus-Clubs hätten sie immerhin die Möglichkeit, Verantwortung zu zeigen.