Total allein in ihrem Schmerz. So fühlte sich Simone Frei (Name von der Redaktion geändert), als ihr Lebensgefährte vor zwei Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Besonders schlimm war für die 38-jährige Marketingassistentin, dass sie im Job einfach weiterfunktionieren musste, dort auch keinen Ansprechpartner hatte. 'Mein Chef tat nach der Beileidsbekundung so, als wäre nichts gewesen. Und bei vielen meiner Kollegen hatte ich das Gefühl, dass sie sich nicht trauten, mich anzusprechen, und teilweise sogar den Kontakt zu mir mieden', erzählt Simone Frei. Ein Ausnahmefall? Leider nicht, wie Trauerexperte Fritz Roth weiß.
'Trauer wird heutzutage als individueller Prozess sowie als Defizit, als Ausnahmezustand und Abweichung von der Norm wahrgenommen – und wird daher eher mit Ausgrenzung als mit Zuwendung beantwortet', erläutert er die Hintergründe für das beschriebene Verhalten. Der Trauerbegleiter und frühere Unternehmensberater ist Autor mehrerer Bücher zum Thema Trauer und hat in Bergisch Gladbach die 'Private Trauer Akademie' gegründet. Hier veranstaltet er Vorträge und Seminare zum Thema Tod und Trauer, die unter anderem von Medizinern, Theologen und Managern besucht werden. Laut Roth machen viele Betroffene die Erfahrung, dass sie mit ihrer Trauer alleine sind, dass Kollegen, Bekannte und selbst Freunde sich zurückziehen. 'Oftmals rührt dies aus der Hilflosigkeit angesichts der Situation. Wir wissen nicht, wie wir Trauernden begegnen sollen', sagt der Trauerexperte.
Im Kontext von Unternehmen kommt noch hinzu: Viele Firmen ziehen sich auf die Position zurück, dass sie für die Trauer ihrer Mitarbeiter schlichtweg nicht zuständig sind. 'Trauer zählt in unserer Gesellschaft zur Privatsphäre', erläutert Mechthild Herberhold, Inhaberin des Beratungsunternehmens 'Ethik konkret'.
Extras:- Trauerrituale: Vorschläge für Unternehmen
- Literaturtipps: Kurzrezensionen von vier Büchern über den Umgang mit Trauernden und Trauer