Mechanistische Führung kommt aus der Mode, in der Luft liegt eine neue Methode: Ganzheitliche Führung lautet ein neuer Trendbegriff. Auf Kongressen wird über ganzheitliche Führung diskutiert, in den Akademien über ganzheitliche Ansätze referiert, in Führungsratgebern der Begriff rauf und runter rezitiert. 'Am Thema ganzheitliche Führung kommt man derzeit kaum vorbei', sagt Professor Jürgen Weibler, der an der Fernuniversität Hagen Betriebswirtschaft lehrt.
Einzug gehalten in den Management-Diskurs hat die Idee der ganzheitlichen Führung bereits vor etwa zehn Jahren, als das mechanistische Führungsverständnis erstmals ernsthaft ins Wanken geriet. Dessen Arithmetik – durch den Einsatz eines Führungsinstruments wird der Mitarbeiter zu einem Entwicklungsziel geführt oder ein Planziel erreicht – verlor an Zuverlässigkeit. Der einfache Mechanismus klemmte immer öfter. Studien bescheinigten: Führung verliert an Wirksamkeit.
Als wichtiger Grund für diese Entwicklung wurde die wachsende Komplexität in den Unternehmen identifiziert. Von Komplexität spricht die Organisationslehre, wenn Ursache und Wirkung nicht klar zuzuordnen sind, weil die Teilkomponenten des Systems miteinander vernetzt sind und sich gegenseitig beeinflussen. Weibler: 'Je größer die Komplexität, desto eher stößt eine sequenzielle Herangehensweise an Grenzen, weil sie systemübergreifende Abhängigkeiten übersieht.' Und desto wichtiger werden systemumfassende, oder anders ausgedrückt, ganzheitliche Lösungen.
Extras:- Von Empathie bis Leistungsbeurteilung: Fünf Tipps für bessere Interaktion
- Umfrage: Ergebnisse der Leserbefragung aus Heft 165
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