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Übersicht AnsprechpartnerDie Zeit der Jahreswende ist die Zeit der Prognosen. Hier kommt mein Ausblick auf die Themen und Trends der Weiterbildung im Jahr 2010.
Trend 1: Mobile Learning. "App" ist für mich das Wort des Jahres 2009. M-Learning wird meiner Ansicht nach 2010 noch enorm an Bedeutung gewinnen, zumindest im Consumer-Markt.
Trend 2: Social Learning. Bei Jane Harts "Top 100 Tools for Learning in 2009" vom November 2009 steht Twitter auf Platz eins, der Social-Bookmarking-Dienst Delicious auf Platz zwei. 278 Learning Professionals hatten ihre Lernfavoriten angegeben. Twitter wird offenbar als die Möglichkeit des personalisierten Lernens schlechthin begriffen: Fakten, Neuigkeiten, Informationen, strukturiert durch den Nutzer selbst bzw. den Menschen, mit denen er sich vernetzt. Ob Twitter dauerhaft als Lerntool das Rennen macht, sei dahingestellt. Doch: Personal Learning Environments - die individuelle Zusammenstellung von (Social-)Software oder Web-Services, die das zumeist informelle Lernen mit dem Computer unterstützen - sind meiner Einschätzung nach weiter auf dem Vormarsch.
Trend 3: Marken. Branding - angefangen vom Employer Branding bis zum Personal Branding - war schon 2009 ein Thema. 2010 könnte es noch mal einen Schub erhalten - in Zusammenhang mit den Begriffen Qualität, Glaubwürdigkeit und Verantwortungsbewusstsein. Die Flut an Informationen, die zunehmende Unüberschaubarkeit von Zusammenhängen und die damit stets wachsende Komplexität erzeugt Nachfrage nach Orientierung. Eine Chance für glaubwürdige Kommunikatoren, Experten, Unternehmen.
Trend 4: Werte und Wertschätzung als Wettbewerbsfaktoren. Die Wirtschaftskrise als Wertekrise: Business-Schools lassen ihre Studenten einen Eid aufs Gute schören und Manager reden plötzlich von Verantwortung, die Krise hat die Wertediskussion beflügelt, Werte werden wieder was wert. Und auch Wertschätzung wird noch mehr zum Wettbewerbsfaktor: Wer Wertschöpfung will, muss Wertschätzung geben, sei das in Form konkurrenzfähiger Löhne, guter Führung, Entwicklungsmöglichkeiten und sinnstiftender Kultur. Das könnte, ja müsste sogar ein Dauertrend werden: Denn je weiter die Wissensökonomie voranschreitet, desto mehr werden die Unternehmen von den Köpfen ihrer Mitarbeiter abhängen. Und das ist keine Binsenweisheit: Wer sich wertgeschätzt fühlt, identifiziert sich mit seiner Organisation und erträgt mehr Druck und Stress, ohne gesundheitlichen Gefahren wie Burnout zu erliegen.
Trend 5: Employee Assistance Programs bzw. Life-Coaching. Der Selbstmord von Nationaltorwart Robert Enke machte 2009 Schlagzeilen. Damit wurde sie öffentlicher, auch in Deutschland: die Zunahme psychischer Erkrankungen durch Zeit- und Leistungsdruck. Da 2010 der Druck sicher nicht nachlassen wird, vermute ich, dass die professionelle Beratung Einzelner in Sachen Gesundheit, Produktivität, Selbstmanagement und Life-Balance 2010 zunehmen wird.
Trend 6: Systemisches Denken. Prof. Fritz B. Simon sagte es im Vorfeld seines Kongresses "X-Organisationen": "Die Wirtschaftskrise ist eine gigantische Werbeveranstaltung für systemisches Denken". Meint: Vieles, was das systemische Denken postuliert, ist durch die Krise für jedermann erlebbar geworden: zum Beispiel die Erkenntnis, dass die Welt und mit ihr die Wirtschaft komplex, nicht monokausal, linear und planbar ist. Wird aus der Erkenntnis Akzeptanz, wird das nicht ohne Auswirkungen auf die Weiterbildungsformate bleiben. So könnte es eine Verschiebung in der Nachfrage geben: Abnahme von Schulungen von Individuen durch zum Beispiel Coaching, Zunahme von Interventionen, die das gesamte soziale Gefüge - mit seinen Ritualen, Interaktionsmustern, Kommunikationswegen, Entscheidungsstrukturen - ins Blickfeld nehmen.
Trend 7: Nachhaltigkeit und Social Responsibility. Angesichts des enttäuschenden Klimagipfels von Kopenhagen vielleicht verwunderlich, eine Entwicklung hin zu mehr Verantwortung für unsere Welt auszumachen. Vielleicht ist auch nur der Wunsch Vater dieses Gedankens. In der Weiterbildungs- und Tagungswirtschaft ist das Thema bislang allenfalls zaghaft angekommen: Schlagworte wie "green meetings", "klimaneutrale Konferenzen", "social entrepreneur" und "corporate social responsibility" sind aber immerhin zu vernehmen, was auf ein wachsendes Bewusstsein schließen lässt.