#HRRoadshow

Neue HR-Lösungen innovativ auf die Straße gebracht

Personaler suchen nach neuen Konzepten, HR-Startups können sie liefern. Um beide Seiten zusammenzubringen, hat die Deutsche Gesellschaft für Personalführung (DGFP) eine HR-Roadshow auf die Beine gestellt, bei der Startups pitchen. managerSeminare war bei der Station in Düsseldorf dabei – und hat Impressionen des frischen Formats, einen Personalerwitz und Informationen über zwei innovative Recruiting-Lösungen eingesammelt.

Ein Beitrag von Andree Martens

„Hi, ich bin Jess. Heute sind wir hier alle ein bisschen Startup – und daher per Du.“ Jess Koch steht im vierten Stock der Design Offices Kaiserteich und versprüht Startup-Spirit. Verwuschelte blonde Mähne, die Hemdsärmel so weit hochkrempelt, dass die über den gesamten linken Unterarm laufende Tätowierung freiliegt - ihm würde man den unkonventionellen Unternehmensgründer sofort abkaufen. Tatsächlich aber arbeitet Jess für einen Dino der HR-Welt, die DGFP, die seit 65 Jahren Verbandsarbeit für Personaler macht. Zusammen mit Simon Werther organisiert er die HR-Innovation-Roadshow. Letzterer kommt vom Bundesverband Deutsche Startups.

Die Roadshow tourt von Frühjahr bis Herbst 2017 durch Deutschland. Auf jeder Station treten etwa die Hälfte der insgesamt 40 teilnehmenden HR-Startups auf. Genau 3 Minuten und 33 Sekunden haben sie jeweils Zeit, das Interesse der Personaler für ihr Produkt bzw. ihre Dienstleistung zu wecken. Nach den Vorträgen warten sie auf Interessenten, in dieser Location unter anderem in Lounge-Möbeln auf einer Dachterrasse mit spätnachmittaglicher Sommersonne im Nacken. Ein Setting, dass der Investitionslaune der rund 80 Teilnehmer nicht abträglich gewesen sein dürfte.

„Personaler sind viel zu kostenbewusst, Ihr müsst mehr ausprobieren, mehr experimentieren“, versucht Jess seinerseits in seiner Anmoderation die Vertriebschancen der präsentierenden Jungunternehmer zu fördern. Dem Vertrieb der beiden ausrichtenden Verbände dient die Veranstaltungsreihe übrigens auch: Um als Startup dort zu präsentieren, muss man Mitglied in beiden Verbänden sein bzw. werden.

Dann werden die Vorträge sozusagen aus dem Hut gezaubert – jeweils ein Teilnehmer zieht einen Zettel aus einer Box, und das benannte Startup ist dran. „Auf die Plätze, fertig …“ zählt Jess an, der Jungunternehmer hechtet in die Präsentation. Rund jeder Zweite wird mehr oder weniger mittendrin abgewürgt – von lauter Musik gestoppt, denn die 3:33 sind rum: „That’s the waaay life is … dimm da dimm.“

Trotz der Kürze wird in den Vorträgen klar, was das aktuelle Top-Selling-Thema im HR-Bereich ist: Recruitinglösungen. „Genau deswegen bin ich da“, verrät einer der Teilnehmer an der Limobar in der Vortragspause. „Wir sind ein Mittelständler auf dem Land, den Fachkräftemangel spüren wir richtig. Vor fünf Jahren stapelten sich bei uns noch die Bewerbungen, das war wie in dem Witz …“ Kleine Kunstpause, verschmitztes Grinsen: „Liegt ein großer Stapel Bewerbungen auf dem Schreibtisch des Personalers. Er nimmt die Hälfte und wirft sie in den Müll. Auf die verwunderte Frage seines Kollegen, was das denn solle, antwortet er: Die haben alle Pech. Und Mitarbeiter, die Pech haben, können wir nicht gebrauchen!“

Eine deutliche systematischere Recruitung-Lösung stellt Matilda von Gierke von Zalvus vor, die es mit am besten schafft, ihre Dienstleistung in der kurzen Zeit auf den Punkt zu bringen. Die Jungunternehmerin hat das Konzept des personalisierten Online-Marketings aufs Recruiting übertragen. Dieses setzt am sogenannten digitalen Fußbadruck an, den jeder User im Netz hinterlässt und der sich – übrigens ganz legal – ziehen lässt. Anhand der Daten werden User selektiert, die für eine bestimmte vakante Stelle besonders gut in Frage kommen. „Gefiltert werden kann etwa nach Qualifikation, Standort, Alter, Geschlecht und Interessen“, erklärt Matilda. Die so identifizierten Kandidaten werden dann auf die entsprechende Stelle aufmerksam gemacht und zwar – das ist der eigentliche Clou – native. Also nicht mittels einer Anzeige, sondern in angepassten Formen auf den Kanälen, in denen sie unterwegs sind. Beispielsweise in Form eines Posts bei Facebook, eines Artikels im Suchergebnis oder eines Banners im E-Mail-System. „Besonders gut klappt diese Art des Recruitings unseren ersten Erfahrungen nach bei Fach- und Führungskräften aus der IT, dem Ingenieurswesen und dem Vertrieb“, schildert Matilda.

Auf eine andere Zielgruppe hat sich das Startup mobile Job konzentriert, dessen Angebot Ki-Won Sur ebenfalls sehr prägnant präsentiert: Beschäftigte des gewerblichen Arbeitmarktes, also etwa Pfleger, Fernfahrer oder Verkäufer im Einzelhandel. „Vielen von diesen sind wechselwillig, bewerben sich aber nicht, weil sie die komplizierten Bewerbungsprozesse scheuen“, erklärt Ki-Won. Das Geschäftsmodell von mobile Job besteht darin, alle formalen Hürden zwischen dem Unternehmen und Kandidaten aus dem Weg zu räumen. Dazu werden dann etwa Jobanzeigen in Social Media-Portalen geschaltet, die zu einer Landing-Page führen, auf der die Bewerber sieben Fragen übers Handy beantworten können. Aus den Antworten wird quasi in Real Time ermittelt, ob der Kandidat grundsätzlich in Frage kommt und dann per sms mit ihm Kontakt aufgenommen und ggf. gleich ein Gesprächstermin vereinbart. „Vom ersten Kontakt bis zum Gesprächstermin vergehen oft nur wenige Minuten“, erklärt Ki-Won den Personalern, die er übrigens entgegen der ausgegebenen Duz-Devise meistens siezt.

Vielen der anderen Startup-Vertreter geht das Du in der Anrede der potenziellen Kunden ebenfalls eher holprig und nicht konsequent über die Lippen, während die Personaler keine Probleme mit dem Du zu haben scheinen. Letztere sind mehrheitlich auch deutlich lockerer gekleidet als so mancher der Jungunternehmer(innen) im Jackett oder Blüschen. Klischeehaft auf die Spitze getrieben: Am Ende sind die Personaler fast mehr Startup als die Startup-er.

Foto 1: Welches Startup präsentiert als nächstes? Die Vortragsreihenfolge wurde aus der Box gezogen. Foto 2: Jungunternehmerinnen erklären Personalerinnen ihre Angebote.

06.07.2017
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